Da habe ich mir ja etwas eingebrockt… fast fünf Monate nicht gebloggt, trotzdem Kultur genossen, und jetzt eine riesenlange Liste… Das schreit nach einem gehörigen Befreiungsschlag! Was also habe ich im Januar gemacht?
Die Edda von Mikael Torfason und Thorleifur Örn Arnarsson / Regie Thorleifur Örn Arnarsson, Gastspiel aus dem Wiener Burgtheater am Thalia Theater Hamburg
Das Stück ist mehr als eine Wiedergabe der alten Sagensammlung; vielmehr ist es auch eine ganz persönliche Stellungnahme des isländischen Autors Mikael Torfason, der die Bedeutung der Edda für die Isländer, die ihren Glauben an die germanische Götterwelt bis heute niemals ganz abgelegt haben, aufzeigt und mit autobiographischen Zügen versieht. Nicht zuletzt zeigt er auf, dass die Isländer damit einen kulturellen Gegenentwurf zum Christentum entwickelt haben, der in der isländischen Kultur bis heute tief verankert ist. Gerade das Persönliche in dem Stück hat mich sehr berührt – es war eine phantastische Inszenierung, mit das Beeindruckendste, das ich auf der Bühne seit Langem gesehen habe. Mit im Team war auch Jan Bülow, den ich kurz danach als jungen Udo Lindenberg im Kino sehen konnte. Aber mein Lob gebührt dem kompletten Schauspielteam, das an diesem Abend alles gegeben hat.
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl – Film von Caroline Link nach dem gleichnamigen Roman von Judith Kerr
Den Roman habe ich nie gelesen. Ich weiß noch, wie ich als Kind immer wieder in der Hamburger Öffentlichen Bücherhalle an dem immer an präsenter Stelle aufgestellten Buch vorbeikam. Allein, wegen des beknackten Titels konnte ich mich nie überwinden, das Buch einmal auszuleihen. Den Titel finde ich zwar immer noch doof, aber jetzt, ein halbes Jahrhundert gereifter, habe ich mich dann doch bequemt, ins Kino zu gehen…Es ist, wie ja oft bei den Filmen von Caroline Link, auch diesem Film eine gewisse Leichtigkeit innewohnend, der einen Gegenpol zu dem ansonsten doch schweren Stoff bildet und ihn so zu einem moderaten Film macht, der aufklärt, aber gleichzeitig auch berührt, aber ohne, dass er einen ins Bodenlose zieht (die Werbung um Weihnachten, dass dies ein Kinoerlebnis für die ganze Familie sei, fand ich allerdings dann doch überzogen). Die achtjährige Judith, Tochter des regimekritischen Kulturjournalisten Alfred Kerr, muss mit ihrer Familie fast von einem Tag auf den anderen das großbürgerliche Heim in Berlin eintauschen gegen ein Leben ohne festen Wohnsitz im Exil, herumgestoßen oder weitergereicht von einem Land ins nächste: In der Schweiz scheint das Leben noch beinahe leicht, doch muss die Familie nach Paris wechseln, wo sie kaum genug Geld hat, um die Miete zu bezahlen. Dennoch hält sie zusammen wie Pech und Schwefel, was sowohl Mutter als auch Vater und den beiden Kindern diese schwere Zeit letztendlich mit einer gewissen seelischen Unversehrtheit überstehen lässt. Das war sehr beeindruckend, diesen Zusammenhalt zu sehen, sehr berührend und sehr schön auch. Ein wunderbarer Film!
Was man von hier aus sehen kann – Roman von Mariana Leky
Worum geht es in dem Roman? Gar nicht so einfach zu beschreiben… Geht es um die jahrelange Verbindung einer jungen Frau zu einem Mönch in Japan, in den sie sich verliebte, als er einmal in dem kleinen Dorf im Westerwald zu Besuch gekommen ist? Oder geht es um die Großmutter und dem Optiker des Dorfes, der all die Jahre in sie verschossen ist, es ihr aber niemals zu gestehen traut? Geht es um Hellsichtigkeit, da die Großmutter die Gabe hat, immer kurz vor dem Tod eines Dorfbewohners von einem Okapi zu träumen? Oder doch vielmehr einfach um die Menschen in dem kleinen Dorf, die zusammenleben und miteinander verbunden sind? Im Zweifelsfall geht es um all dies und noch viel mehr. Das Buch ist, wie ich finde, zu Recht sehr erfolgreich, denn es liest sich leicht und ist doch in seinem Gehalt schwer und schwierig. Die ganz Zeit über habe ich gegrübelt, warum es so wichtig ist, dass der Optiker als Optiker in die Geschichte eingeführt wird, bis ich endlich begriffen habe, dass es für ihn und in dem Roman darum geht, was man – von hier aus sehen kann… Ich mochte das Buch, das mir von einer Freundin weitergereicht wurde, sehr. Nun habe ich selbst es schon weiterverliehen, doch freue ich mich schon, wenn es wieder eintrifft. Ich möchte es bald ein zweites Mal lesen, denn ich glaube, dass ich noch viel, sehr viel in dem Buch entdecken werde.
Karl Lagerfeld – Visions – Ausstellung im Ernst Barlach Museum, Wedel
Ach naja, nee. Was soll ich über diese Ausstellung schreiben? Ja, ich war da. Ja, ich habe mich endlich und erstmalig mit seinem Werk beschäftigt. Als Mensch finde ich ihn sehr faszinierend, mit seiner Schnodderschnauze, seiner Arroganz und mit seiner Arbeitswut – das beeindruckt mich sehr. Seine Arbeit hat mich jedoch trotzdem nicht dazu animiert, tiefer einzusteigen. Ich fand, auch bei den ausgestellten Fotos, dass er dem schönen Schein aufgesessen ist, der Eleganz der Models und dem Reiz der jugendlichen Männer. Aber so recht vorgedrungen zu dem, was Karl Lagerfeld darüber hinaus bewegte, bin ich nicht.
Streichquartett-Abend mit dem Quatuor Modigliani in der kleinen Elphi
Gespielt wurde: Phlippe Hersant, Streichquartett Nr. 6
Maurice Ravel, Streichquartett F-Dur
Camille Saint-Saëns, Streichquartett Nr. 1 e-Moll op. 112
Ich erinnere mich noch an das spannungsreiche und dennoch leicht dahinfließende Stück von Maurice Ravel, das gefühlvoll eine ganz besondere Stimmung beschreibt, wie wenn man berückt ist von etwas, das einen auf nie gekannte Weise berührt und entzückt…. Das Streichquartett von Saint-Saëns hat eine herrlich beschwingte Melodie, die noch lange nachwirkt ich freue mich so sehr, dass ich dieses Streichquartett-Abo habe, und das gebe ich auch weiterhin nicht so schnell auf!