Auch dieses Jahr werfe ich einen Blick auf meinen Bücherberg zurück, der so hoch nicht war. Aber was bedeutet schon Quantität? Für manche Bücher braucht man nun einmal länger, um sie zu lesen, und das ist auch o.k. so. Lesen ist für mich ein Stück meines Lebens, ich habe immer ein Buch in Reichweite, ohne Lesen fehlt mir etwas.
Dieses Jahr hat Petzi erneut die Ausrichtung der 9. Blog-Parade übernommen, danke dafür! Hier kommen nun die Antworten zu den altbekannten Fragen:
Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? (und Begründung)
Ich versuche ja, möglichst erwartungsfrei an meine Literatur heranzugehen, und ganz oft habe ich, bevor ich angefangen habe zu lesen, noch nicht mal einen Blick hineingeworfen. Entweder lese ich das Buch – oder eben nicht. Basta. Also beantworte ich viel eher die Frage nach meinem literarischen Highlight in 2017. Und das war, von den ungefähr 19 gelesenen Büchern: (………………Trommelwirbel………..) war es: …. Wartmal, ich überlege immer noch……….. Es war: Ja.
Es war „Mein Herz so weiß“ von Xavier Mariás. Hier war es dann aber doch so, dass ich hohe Erwartungen in das Wiederlesen dieses Buches gehegt hatte und zunächst enttäuscht war: Ich hatte es nicht ganz so sperrig in Erinnerung. Doch nachdem ich mich in Mariás‘ Stil eingelesen hatte, war es doch wirklich ein sehr genussvolles, aber auch anspruchsvolles Lesevergnügen. Mich beeindruckte der Stil und der Aufbau sehr, zum Einen durch den Sprachduktus, der an manchen Stellen durch die Aneinanderreihung von Nebensätzen, nur durch Kommata getrennt wie ein überaus kunstvolles Stottern wirkte. Zum Anderen war das ständige Wiederholen und das Kreisen um eine Handvoll von Themen sehr interessant. Dies erinnerte beinahe an ein Musikstück, in dem die Themen immer und immer wiederholt und dabei variiert werden. Das war ein wirklich großartige literarische Lesefreude, dies Buch lege ich jeder/jedem ans Herz.
Dann hätte ich beinahe noch „Die Katze des Dalai Lama“ und „Die Kunst des Schnurrens“ von David Mitchie erwähnen wollen, auch hier hatte ich zwei sehr berührende Leseerlebnisse, und auch diese Bücher (es gibt wohl drei, von denen ich jedoch bislang nur diese zwei gelesen habe) empfehle ich vorbehaltlos, wenn man sich für die buddhistische Lehre interessiert. Obwohl die Bücher durchaus auch eine literarische Qualität besitzen, habe ich sie eher als Fachbücher, als Einführung in die buddhistische Lehre, die in gewollt unterhaltsamem Stil der Vermittlung von Wissen dienen, aufgefasst. Ich mochte die Bücher sehr.
Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir viel versprochen habe, das mich dann aber negativ überrascht hat? (und Begründung)
Hier muss ich „Rasmussens letzte Reise“ von Carsten Jensen nennen, obwohl ich das Buch gern gelesen habe, literarisch solide geschrieben, spannende Geschichte, gut herausgearbeiteter innerer Konflikt. Doch leider hinterließ das Buch einen schalen Nachgeschmack. Den dänischen Maler Rasmussen gab es wirklich, und auch er hat die beschriebene Schiffsreise nach Grönland unternommen. Die Eckpunkte im Roman stimmen mit den biographischen Carl Rasmussens überein. Aber ob dies auch für den inneren Konflikt, der dem Künstler in dem Roman untergejubelt wird, gilt – das ist nicht historisch belegt. Auch wenn ich die Ausführungen sehr spannend fand, die inneren Konflikte zum Teil eine gewisse Komik in sich bargen und dies wirklich gut beschrieben wurde, so frage ich mich doch, inwieweit der Roman der historischen Persönlichkeit gerecht wird. Unter diesem Gesichtspunkt konnte ich die Komik nicht so recht genießen, wenn dadurch vielleicht eine andere Person beleidigt wird… Warum konnte Carsten Jensen nicht einfach eine fiktive Figur erfinden, die sozusagen analog zu dem wirklichen Künstler ihren Platz in der Kunst und der Gesellschaft suchte? Das wäre mir persönlich ungemein lieber gewesen…
Welches war eure persönliche Autoren-Neuentdeckung in diesem Jahr und warum?
Das war die katalanische Schriftstellerin Mercè Rodoreda. Von dieser Autorin hatte ich vorher nie gehört. Das Buch wurde mir geschenkt, und es war für mich eine ganz besondere Lektüre. Oberflächlich betrachtet war es eher handlungsarm. Ein Gärtner beobachtet seine Herrschaften – na und? Und doch verbirgt sich hinter der Handlung eine große Tiefe, die den Roman „Der Garten über dem Meer“ zu etwas ganz Besonderem macht.
Welches war euer Lieblings-Cover in diesem Jahr und warum?
Ganz klar ist mein Favorit eine weitere Neuentdeckung und zwar sogar von einem relativ neuen Literaturzweig: Die Graphic novel „Jane, der Fuchs und ich“ von Fanny Britt und Isabelle Arsenault. Es ist vielleicht weniger die Cover-Gestaltung, streng genommen, sondern eher der gezeichnete Inhalt, der mich sehr fasziniert und den ich sehr ästhetisch finde. Auf alle Fälle ist es das Buch, das ich in diesem Jahr als Buch am Ästhetischsten fand – wo ich doch eigentlich gar nicht so sehr an der Aufmachung interessiert bin… Ein Fehler, wie ich dann empfinde, wenn ich ein solch gelungenes, liebevoll gestaltetes Buch in den Händen halte…
Noch zu erwähnen sind die Cover von den Büchern von der Katze des Dalai Lama, siehe weiter oben. Katzen sind einfach sehr lohnenswerte Motive für Cover, wenn es passt, finde ich.
Welches Buch wollt ihr unbedingt in 2017 lesen und warum?
Momentan lese ich mit großem Vergnügen „Die toten Seelen“ von Nicolai Gogol, und niemand wird mich davon abhalten dies großartige Buch zuende zu lesen (außer die Tatsache, dass es von den geplanten drei Teilen nur einen fertigen gibt und ein Fragment des zweiten). Ansonsten lasse ich mich wie immer überraschen, welches Buch den Weg auf meinen Nachtisch findet. Sollte aber gerade keines mich anfliegen, dann greife ich mir eines aus dem Regal mit den dort vorhandenen Büchern von z.B. Haruki Murakami, Thomas Mann, Hanns-Joseph Ortheil, Guðmundur Andri Thorsson, Uwe Timm und Klaus Modick. Oder andere.